Einführung in die Welt der Pfeilgiftfrösche

Einführung in die Welt der Pfeilgiftfrösche

Unter dem Begriff „Pfeilgiftfrösche“ werden 13 Gattungen mit etwa 200, bis zu 7cm grossen Froscharten zusammengefasst, die ausschliesslich in den Wäldern der Neotropen verbreitet sind. Allen Arten gemeinsam ist das Fehlen von Schwimmhäuten, das Betreiben von zum Teil intensiver Brutpflege sowie die Tagaktivität. Viele besitzen eine bunte Warnfärbung sowie zum Teil starke Hautgifte. On einzelnen Arten sind dutzende von unterschiedlich gefärbten Lokalvarianten bekannt.

 

Lebensraum

Peilgiftfrösche sind in Mittel- und Südamerika, von Nicaragua bis Bolivien in Regen- und Nebelwäldern von 0 bis ca. 2000MüM verbreitet. Meist leben sie in Primär- oder Sekundärwald als Boden- oder Baumbewohner. Zur Fortpflanzung sind viele Arten eng an das Vorkommen von Pflanzen mit wasserhaltenden Blattachseln, soganeannten Phytotelmen gebunden wie sie zum Beispiel bei Bromelien, Dieffenbachia oder Heliconia.

 

Anatomie

Klassischer Froschkörperbau ohne Schwimmhäute. Die Finger- und Zehenanordnung und –länge dient oft als Bestimmungskriterium. Meist auffällige, art- und/oder verbreitungsgebietstypische Warnfärbung. Es gibt jedoch auch kryptische (unauffällig gefärbte) Arten. 

 

Lebensweise

Tagaktiv, mit erhöhter Aktivität während der Regenzeiten. Oft sind sie standorttreu und revierbildend und leben teils in längeren, festen Partnerschaften. Vielfach kommen mehrere Arten einer oder auch verschiedener Gattung im gleichen Lebensraum vor, zum Teil mit ausgeprägter Mimikri wo sich Arten gegenseitig imitieren mit ihrer Färbung und ihrem Muster.

 

Nahrung

Sie jagen aktiv nach kleineren, sich bewegenden Insekten wie Käfer, Ameisen und Termiten sowie Milben.

 

Fortpflanzung

Alle Arten betreiben Brutpflege. Je nach Gattung und Arte ist diese unterschiedlich stark ausgeprägt. Gelege aus 1-60 Eiern sind alle 2-3 Wochen möglich. Diese werden meist trocken auf Blättern oder im Laubstreu abgelegt. Die Gelege werden oft bewacht und bewässert. Kaulquappen schlüpfen nach ca. 2 Wochen und werden bei allen Arten auf dem Rücken eines Elterntiers (je nach Gattung Männchen oder Weibchen) zu Wasserstellen (Phytothelmen, Pfützen oder Bäche) transportiert. Falls die Quappen in kleinen Phytothelmen abgesetzt werden findet oft eine Weiterversorgung der Quappen mittels Fütterung von unbefruchteten Eiern bis zur Metamorphose statt.

 

Hautgifte

Einzelne Arten der Gattung Phyllobates weisen potente, für Säuger hoch gefährliche Hautgifte in lebensbedrohlichen Mengen auf. Ein P. terribilis kann bis zu 500ug Batrachotoxin (LD50: 2ug/kg (Labormaus)) enthalten. Die Frösche nehmen Toxine wahrscheinlich über die Nahrung auf und können diese akkumulieren. Einfache chemische Umwandlungen scheinen teilweise auch möglich zu sein.

 

Bedrohungen

Habitatsverlust, Klimaveränderungen, Schadstoffe, Pathogene (z.B. Chytrid), Illegaler Tierhandel. 

 

Haltung und Zucht von Pfeilgiftfröschen:

Das tagaktive und brutpflegende Verhalten, die spektakulären Farben sowie die grenzenlos variablen Muster machen Pfeilgiftfrösche zu attraktiven Tieren für die Terrarienhaltung. Durch ihre geringe Körpergrösse und die eher bescheidenen Platzansprüche scheint es möglich, den Tieren einen sehr artgerechten und ziemlich naturnahen Lebensraum zu bieten.

 

Grundlagen:

Ein Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung und mit konstanter Zimmertemperatur sind die beiden Grundvoraussetzungen für eine langfristig erfolgreiche Haltung von Pfeilgiftfröschen. Zudem sollte das Verfüttern wie eventuell auch das Züchten von Futterinsekten (Fruchtliegen, Springschwänze) keine Probleme bereiten.

 

Terrarium:

Ein Terrarium von 40x40x50cm (LxBxH) für klein bleibende Arten mit einer Körperlänge von etwa 2cm, oder von ca. 100x50x50cm für grössere (mit etwa 4cm Körperlänge) und bodenbewohnende Arten wird benötigt. Die Rück- und idealerweise auch Seitenwände sollten verkleidet werden, z.B. mit Kork- oder Baumfarnplatten, Silikon oder 2K-Parkettkleber und Torf oder andere Oberflächenmaterialien zur Beflockung. Weitere Einrichtung aus Wurzeln, Ästen und Steinen sowie eine Laubschicht (z.B. Eiche) als Bodengrund bilden das Grundgerüst. Dazu kommt eine dichte Bepflanzung mit tropischen Pflanzen.

 

Technik und Klima:

Vor allem die Pflanzen benötigen gutes Licht für ein schönes Wachstum. Auch als Wärmequelle kann die Beleuchtung dienen. Für einen Grossteil der Arten sind Temperaturen um 25°C (Tag) und 20°C (Nacht) gut. Eine hohe Luftfeuchtigkeit von 60-100% wird durch regelmässiges Sprühen, von Hand oder über eine Regenanlage, sowie die dichte Bepflanzung erreicht. Eine gewisse Variation in den Temperatur- und Feuchtigkeitswerten kann sich positiv auf die Vermehrung und die Lebenserwartung auswirken.

 

Haltung und Zucht:

Je nach Art und Terrariengrösse ist eine Paar- oder Gruppenhaltung möglich. Die Fütterung mit lebenden Kleininsekten muss etwa alle 3 Tage erfolgen. Nach Erreichen der Geschlechtsreife und passenden Klimabedingungen beginnen die Tiere zu Balzen und setzten Gelege ab. Die Gelege der meisten Arten können entnommen werden und die geschlüpften Quappen einzeln ausserhalb der Terrarien in kleinen Behältern in ca 200ml Wasser aufgezogen werden. Die Quappen können mit Fischfutter gefüttert werden. Nach ca. 3 Monaten brechen die Vorderbeine durch, der Schwanz wird resorbiert und der Jungfrosch geht an Land. Jungtiere können ähnlich wie Adulte, jedoch in kleineren, einfacher eingerichteten Behältern, aufgezogen werden.

Durch die teils intensive Brutpflege kann die Vermehrung bei vielen Arten auch autonom im Terrarium gelingen. Dabei verteilen die Elterntiere die Quappen nach deren Schlupf auf geeignete Wasserstellen (z.B. Blattachseln von Bromelien) und Füttern die Quappen mit Näreiern bis der Jungfrosch an Land geht.

 

In Terrarien kann die Lebenserwartung der Frösche bis zu 25 Jahren betragen.