Haltung:

Wir halten Ranitomeya vanzolinii paarweise in einem Terrarium mit den Massen von etwa (lxbxh) 60x40x85cm. Die Tiere konnten wir 2010 als legende, gut funktionierende Zuchtgruppe (1.1.1) von einem Züchter übernehmen. Das Terrarium wird mit einer 26W LED ca. 11 Stunden pro Tag beleuchtet. Zusätzlich wird für ca. 2 Stunden pro Tag mit einer 35W Solar Raptor HQI mit UV Anteilen beleuchtet. Eine zusätzliche Heizquelle wird, da das Terrarium in einem gut beheizten Raum steht, nicht eingesetzt.

Beregnet wird in der Trockenzeit 1 Mal täglich (mittags), in der Regenzeit 2-3 Mal am Tag (Morgens und/oder Mittags sowie Abends) für jeweils 15-30 Sekunden So ergeben sich über das ganze Jahr hinweg Temperaturen von 19-27°C und Feuchtigkeitswerte von 60-100%. Die Temperatur ist dabei stark abhängig von der Messhöhe im Terrarium und es ist ein deutliches Temperaturgefälle erkennbar (Klimadiagramme folgen).

 

Nahrung:

Gefüttert wird meist 2 Mal in der Woche. Hauptbestandteil der Nahrung machen bei R. vanzolinii kleine und grosse Drosophila, Blattläuse (Myzus periscae) und Springschwänze (Folsomia sp.) aus. Weisse tropische Asseln haben sich im Terrarium etabliert und werden wohl auch gefressen.

 

Verhalten und Zucht:

Am aktivsten sind die Frösche frühmorgens sowie nach dem Beregnen. Dann sind sie so gut wie immer zu sehen. Auch nach Fütterungen kommen sie meist aus ihren Verstecken hervor um zu jagen.

Bei der Balz ruft das Männchen ausdauernd und lockt das Weibchen an. Das Rufen erinnert mehr an das Pfeifen eines Vogels und ist demjenigen von R. imitator und anderen Arten aus dem Vanzolinii-Komplex sehr ähnlich. Zum Ablaichen nutzen sie meist die untersten, mehr oder weniger waagerechten Blätter von kleineren bis mittelgrossen, blattreichen Bromelien (Guzmania sp. und Neoregelia sp). Die Gelege werden dabei in nächster Nähe zum stehenden Wasser in den Blattachseln abgelegt und umfassen normalerweise 2-3 beige-graue Eier mit einem Durchmesser ohne Gallerte von etwa 2mm. Filmdosen wurden nicht sonderlich oft genutzt. Daher stellen wir auch keine mehr zu Verfügung. Ab und zu werden auch Eier an den Scheiben abgesetzt.

Wird der Laich im Terrarium gelassen, kann man die Tiere gegebenenfalls bei der charakteristischen Brutpflege beobachten. Etwa 2 Wochen nach der Eiablage transportiert das Männchen die Quappen, die sich aus dem Ei entwickelt haben, meist einzeln in geeignete Phytotelmen. Das Männchen lockt durch Rufen das Weibchen in regelmässigen Abständen an die Phytotelme mit der Quappe. Das Weibchen setzt sich kurz ins Wasser zur Quappe und legt unter Wasser meist 1-2 Eier ab. Die Chancen, dass sich die Quappen zum Frosch entwickeln sind durch diese Brutpflege sehr hoch, die Gelegegrösse dementsprechend gering. Zur erfolgreichen Aufzucht scheint ein überraschend geringes Wasservolumen ab nur 15ml ausreichend, ähnlich wie bei R. imitator[1]. Ziehen die Elterntiere Quappen auf, reduzieren sie das Ablaichen und kümmern sich in erster Linie um die Aufzucht der bestehenden Quappen. Wir konnten beobachten das gleichzeitig bis zu 3 Quappen aufgezogen werden. Werden die Gelege oder die Quappen aus dem Terrarium entnommen, werden wieder neue befruchtete Gelege produziert.

 

Handaufzucht:

Falls wir Gelege entdecken, trennen wir das Bromelienblatt mit diesen ab und geben das zurecht geschnittene Blattstück in eine Petrischale mit 1-2mm Wasserstand. Die Petrischale kommt in eine Plastikbox mit Deckel und Lüftungslöchern. In der Box hat es ebenfalls einige mm Wasserstand. Bei Raumtemperatur dauert es etwa 2-3 Wochen bis zum Schlupf der Quappen. nach dem Schlupf werden die Quappen in einen Joghurtbecher (150ml) mit einem Wasserstand von 2-3mm überführt. Die anfangs grau farbigen, später komplett schwarzen Quappen werden, da sie kannibalisch sind, einzeln aufgezogen. Der Wasserstand wird in den ersten 2 Wochen langsam auf 150ml erhöht. Verwendet wird eine Mischung aus Osmose- und abgestandenem Leitungswasser in welche noch getrocknete Eichenblätter gegeben werden um den pH etwas zu absenken. Gefüttert wird ab dem ersten Tag alle 2 bis 3 Tage hautsächlich mit Fischfutter (TertraMin). Je nach Futtermenge und optischer Wasserqualität wird vor jedem Füttern das halbe Wasservolumen ersetzt. Nach 6-9 Wochen kommen die Hinterbeine durch. Nach weiteren 3-5 Wochen stossen auch die Vorderbeine durch. Die Quappen färben sich im Vergleich zu anderen Ranitomeya-Arten sehr spät aus. Die charakteristischen, gelben Punkte werden oft erst nach dem Durchbrechen der Vorderbeine sichtbar.

Sobald sich der Schwanz beginnt zurückzubilden, muss den Tieren die Möglichkeit gegeben werden an Land zu gehen. Dazu reduzieren wir den Wasserstand im Becher und geben diesen schräg aufliegend in ein Terrarium für Jungfrösche. Die Tiere bleiben meist noch über eine oder zwei Wochen im Becher bevor sie im Laub des Aufzuchtterrariums verschwinden. Leider haben wir immer wieder Ausfälle bei den Jungtieren. Sie scheinen etwas stressempfindlicher zu sein als andere von uns gepflegten Ranitomeya Arten.

Gefüttert werden die Jungfrösche mit Blattläusen und Springschwänzen, nach etwa einem Monat auch mit kleinen Drosophila. Die Jungfrösche müssen ab etwa der zweiten Lebenswoche reichlich fressen können.

In Alter von 3 Monaten beginnen wir die Jungfrösche abzugeben. Das Geschlecht ist frühestens nach etwa 5 bis 6 Monaten zu erkennen. Die Männchen beginnen dann mit Rufen und Weibchen werden immer fülliger.

 

Fazit:

Für R. vanzolinii ist eine paarweise Haltung zu bevorzugen da dies den natürlichen, monogamen Lebendbedingungen am besten entspricht[2],[3]. Auch möglich ist eine Haltung von 1.2 (1 Männchen und 2 Weibchen). Oft wird von Erfahrungen gut gehender Gruppenhaltung von 5 oder mehr Tieren in grossen Terrarien berichtet. Wir können ab und zu aggressives Verhalten der Weibchen untereinander beobachten (Bespringen und Klammern) und empfehlen daher in erster Linie die paarweise Haltung da sie am wenigsten Probleme bereitet und längerfristig am stabilsten zu sein scheint. Mit mehreren Männchen pro Terrarium haben wir keine Erfahrung, denken aber dass es sich ähnlich wie bei R. imitator verhält.

 

Ranitomeya vanzolinii ist ein aktiver, attraktiver Frosch für Leute die schon Erfahrung mit anderen Fröschen aus der Gattung Ranitomeya. Die Tiere scheinen manchmal etwas länger zu gebrauchen bis sie sich an ein neues Terrarium gewöhnt haben. Nach dieser Eingewöhnungszeit machen die Tiere grosse Freude und sind sehr zeigefreudig. Mittlerweile sind R. vanzolinii regelmässig erhältlich in der Schweiz.

 

[1] BROWN, TWOMEY, MORALES & SUMMERS: Phytotelm size in relation to parental care and mating strategies in two species of Peruvian poison frogs (2008)

[2] CALDWELL & DE OLIVEIRA : Determinants of Biparental Care in the Spotted Poison Frog Dendrobates vanzolinii (Copeia, 1999 (3), pp. 565-575)

[3] BROWN, MORALES & SUMMERS: A Key Ecological Trait Drove the Evolution of Biparental Care and Monogamy in an Amphibian (The American Naturalist, April 2010)