Natürlicher Lebensraum:

Wir hatten das Privileg, 2012 und 2013 das Habitat von verschiedenen Oophaga pumilio Farbvarianten in Panama und Cost Rica besuchen zu können. Auf Isla Cristobal im Bocas del Toro Archipel vor der Ostküste Panamas, dem Habitat von O. pumilio "Cristobal" waren wir jedoch leider noch nicht.

 

Andere Habitate von O. pumilio im Bocas del Toro Archipel zeichnen sich aus durch eine im Jahresverlauf relativ konstante Temperatur und dem wahrscheinlich relativ hohen Salzgehalt im Boden wie auch in Laichstellen, beides bedingt durch die Nähe zum Meer. Eine Farbvariante (Darkland) fanden wir direkt im Mangrovengürtel in unmittelbahrer Meeresnähe. Von der Vegetation sind die Habitate sehr unterschiedlich. Einige Farbvarianten (Solarte, Esperanza) fanden wir in stark bewirtschafteten Wäldern ohne Unterwuchs und nur mit wenigen potentiellen Fortpflanzungspflanzen (zumindest in Bodennähe). Andere sahen wir hauptsächlich in strukturreichen Gebieten (Bastimentos, Popa, verschiedene Varianten aus Costa Rica) nahe an oder sogar in Siedlungen und Gärten.  

 

Fotos des Habitats und der gefundenen Frösche gibt es hier:

https://www.flickr.com/photos/101009571@N07/albums/72157635330495964https://www.flickr.com/photos/101009571@N07/albums/72157635330736124

 

Terrarienhaltung:

Wir halten Oophaga pumilio "Cristobal" paarweise (1.1, Schweizer Nachzuchtstiere 2011) in einem Terrarium mit den Massen von ca. 60x65x70cm. Das Terrarium wird mit 2x 26W LED sowie 1x 35W Metalldampflampe (Solar Raptor HQI) beleuchtet – und beheizt. Die LED-Beleuchtung brennt ca. 11, die HQI ca. 2 Stunden pro Tag, im Sommer bei grosser Hitze zum Teil auch nur 3x in der Woche 2 Stunden. Kühlung oder zusätzliche Wärme wird ausschliesslich über die Raumtemperatur geregelt, hauptsächlich durch Lüften, durch offene Fenster und Türen und/oder dem Einsatz eines Deckenventilators.

 

Beregnet wird in der Trockenzeit 1-2 Mal täglich (Mittags und/oder Morgens), in der Regenzeit 2-3 Mal am Tag (Morgens und/oder Mittags sowie Abends), jeweils nur für ca. 10-20 Sekunden. So ergeben sich über das ganze Jahr hinweg gesehen Temperaturen von 18-27°C und Feuchtigkeitswerte von 60-95%. 

 

Terrarieneinrichtung:

Das Terrarium hat steile, teilweise mit Xaxim beklebte Rück- und Seitenwände. Nicht mit Xaxim beklebte Stellen sind mit Styrodur (XPS) strukturiert und mit eingefärbtem Aussen-Moltofill verputzt. Der frisch aufgetragene Mörtel wurde mit Sand (für Steinoptik) beflockt. Zusätzlich zu den Strukturen der Rück- und Seitenwände bieten Wurzeln und Lianen zusätzliche Flächen zum Bepflanzen.

 

Zur Bepflanzung gehören verschiedene tropische Kletterpflanzen, Moose, Farne und Bromelien. Nicht bewachsene Bodenflächen sind mit wärmebehandeltem Eichen- und/oder Buchenlaub bedeckt. Entlang der Frontscheibe sammelt sich überschüssiges Wasser der Beregnung in einem Wassergraben.

 

Nahrung:

Wir füttern meist 2 bis 3 Mal in der Woche. Hauptbestandteil der Nahrung sind kleine, flugunfähige, mineralisierte Drosophila sowie Springschwänze und Blattläuse (Myzus periscae) aus. Asseln und Springschwänze etablieren sich im Terrarium und können so fast immer von den Fröschen erbeutet werden.   

 

Verhalten und Zucht:

O. pumilio sind vergleichsweise zeigfreudige Frösche (z.B. im Vergleich zu einigen Ranitomeya Arten). Die Männchen lassen sich beim fast täglichen Rufen kaum stören und balzen munter weiter auch wenn man die Scheiben des Terrariums öffnet. Die Männchen rufen oft und ausdauernd von erhöhten Stellen oder aus Bromelien. Der Ruf ist ein langanhaltendes, dumpfes trillern welches auch gut ausserhalb des Terrariums und des Raums hörbar is. 

Weibchen sind meist etwas grösser und deutlich fülliger als die Männchen. Die Frösche klettern gerne und viel und nutzen den gesammten ihnen zu Verfügung stehenden Raum.

 

Die Eiablage kann in der Laubschicht, auf glatten und mehr oder weniger waagerechten Blättern und anderen Oberflächen, oder, wenn vorhanden ,in Filmdosen erfolgen. Ein Gelege besteht dabei meist aus 4 bis 6 Eiern. Die Chancen, dass sich eine Quappe im Terrarium zum Frosch entwickelt, ist sehr gross. Lange waren wir nicht sicher ob wir wirklich ein Paar haben, bis wir eines Tages einen etwas über 5mm kleinen, knallroten Jungfrosch im Terrarium entdecken durften. Die Eiablage oder den Transport von Quappen in eine Wasserstelle (Bromelientrichter) durch das Weibchen konnten wir lange nicht beobachten. Mitlerweile sehen wir die Gelege ab und zu und auch Quappentransporte durch das Weibchen konnten wir beobachten.

 

Wie alle anderen Arten in der Gattung Oophaga kann man die Aufzucht der Quappen den Elterntieren überlassen. Die Quappen fressen ausschliesslich Eier. Diese werden vom Weibchen in regelmässigen Abständen in den Blatttrichter der Quappe gelegt. Eine Handaufzucht ist daher wenig sinnvoll, ausser man hat viele übersfchüssige Froscheier, idealerweise von der gleichen Art zu Verfügung. Man kann davon ausgehen, dass es für die Aufzucht einer Quappe ca. 100 Nähreier braucht. Umso eindrücklicher ist die Leistung des Weibchens, welches parallel bis zu 4 Quappen mit Nähreiern versorgt und somit gegen 400 Eier produziert innerhalb von ca. 10 Wochen. Daher ist es wichtig, den Tieren regelmässig (z.B. jährlich) eine Ruhepause zu gönnen und die Klimabedingungen für 2-3 Monate etwas trockener zu gestalten. So stellen die Stiere die Fortpflanzung (zum Teil) ein.

 

Handaufzucht der Quappen:

Eine Handaufzucht macht wie oben beschrieben nur bedingt Sinn, ausser man hat ein Alternativfutter zu Verfügung.

 

Aufzucht der Jungfrösche: 

Landgänger im Terrarium des Zuchtpaars probieren wir unmittelbar nach dem Landgang raus zu fangen. Dabei ist es wichtig, die Jungfrösche nicht zu jagen und somit unnötig zu stressen. Lieber einen anderen günstigen Moment abwarten um das Tier zu erwischen, z.B. wenn es irgendwo exponiert und gut zugänglich sitzt.

Aufgezogen werden die Jungfrösche in Gruppen von maximal etwa 8 Tieren in verschiedenem Alter in einem spartanisch mit Steinen, Laub und Wurzeln, Bromelien und  Kletterpflanzen eingerichteten Terrarium mit einer Grösse von ca. 50x40x50cm. Gefüttert werden die Jungfrösche 3-4 mal wöchentlich mit Blattläusen und Springschwänzen, nach etwa 3 Monaten ab und zu auch mit kleinen Drosophila. Die Jungfrösche müssen reichlich fressen können, jedoch sollten die Futtertierdichte nicht zu hoch sein um Stress für die Frösch zu vermeiden. Wir lassen die Frösche möglichst in Ruhe und hantieren so wenig wie möglich im Terrarium. Sie sind in den ersten Monaten recht stressanfällig und es kann zu zahlreichen Ausfällen kommen.

 

In Alter von ca. 8 Monaten sind die Frösche deutlich stabiler und wir beginnen die Jungfrösche abzugeben oder stellen mögliche Paare oder Kleingruppen zusammen um diese weiter gross zu ziehen. Die Männchen beginnen teilweise schon mit nur 3 Monaten mit dem Rufen. Bei Weibchen dauert es deutlich länger bis das Geschlecht einigermassen sicher zu erkennen ist. Absolute Sicherheit gib es erst wenn Gelege vorhanden sind.

 

Fazit:

Oophaga pumilio "Cristobal" ist ein spektakulärer Baumsteiger. Sie sind vergleichsweise zeigefreudig und man kann ihr spannendes Fortpflanzungsverhalten nach einiger Eingewöhnungszeit gut beobachten. In der Anschaffung können sie deutlich teurer sein als andere Frösche. Dies ist bedingt durch ihr Brutpflegeverhalten und der daher geringeren Anzahl an Jungtieren.